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Warum die AfD Scheiße ist
#1
Hallo und herzlich willkommen zu unserer Serie "Warum die AfD Scheiße ist". Heute zum Thema: "Die Präambel".
Ich erkläre nun kurz, wie unsere lustige Spielshow funktioniert: Ich gehe Punkt für Punkt das Grundsatzprogramm der AfD durch und mache mir so meine Gedanken. Danach dürft Ihr kommentieren und wer den lustigsten Bock abschießt, bekommt von mir ein "Danke".

Das Grundsatzprogramm der AfD ist in 6 Sprachen erhältlich. Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch und Tscheschisch. Alles Länder, die eigentlich heim ins Reich gehören, außer Spanien, aber das hat man wohl mit Polen verwechselt.
In der Präambel wird erklärt, wer die AfD ist: "Wir sind Liberale und Konservative".
Klingt nach einer Koalition CDU-FDP, also nicht wirklich alternativ.
Dann ist die Rede von einer "politischen Klasse", die "uns" etwas zumutet.
Eigentlich sind alle Klassen politisch, "Klasse" ist ja ein politikwissenschaftlicher Begriff. Alle Politiker zusammen sind aber nicht die "politische Klasse". So etwas gibt es gar nicht, klingt aber nach Klassenkampf und suggeriert, dass die Politiker wirkliche Entscheidungsgewalt hätten. Außerdem, dass man gegen die da oben etwas unternehmen könne, indem man die AfD-Chefs durch demokratische Wahlen nach da oben befördert.

Nun wird plötzlich behauptet, dass Recht und Gesetz gebrochen würden und dann, dass der Rechtsstaat zerstört werde, ohne dass diese Behauptungen belegt werden. Bekantermaßen ist das hier nicht die Türkei und Recht oder Gesetz werden heute nicht anders verbogen als gestern. Kein Grund zu handeln.
Als nächstes wird behauptet, dass der Euro dafür sorge, dass "längst überwundene Vorurteile und Feindseeligkeiten zwischen den europäischen Völkern wieder aufbrechen."
Das stimmt nicht, der Euro sorgt nur dafür, dass sich multinationale Konzerne sich ohne Zölle und lästige Währungsrumrechnerei bedienen können, aber auch dafür, dass ich im Urlaub mit meiner Währung bezahlen kann. Ich fahre jetzt viel öfter nach Polen und heutzutage sagt kaum noch jemand "Sieg Heil" zu mir, wenn die Leute erfahren, dass ich Deutscher bin. Nicht der Euro, sondern die AfD sorgt dafür, dass längst vergessene Vorurteile wieder aufbrechen, aber dazu später.

Im Prinzip wird nun weiter ausgesagt: Jedem, der frustriert ist über Politik, wird hier eine Alternative geboten.
Wie sieht diese Alternative aus?
Man spricht sich für mehr direkte Demokratie aus, was in der Schweiz sehr gut funktioniert, aber als System anfällig für Populisten ist. Das ist ein liberaler Gedanke, den Bürgern mehr Rechte zuzugestehen, es ist aber auch ein Gedanke der gemäßigten Anarchisten.
Ich unterstelle hier ein gewisses Kalkül, denn wenn es morgen einen Volksentscheid in Chemnitz geben würde, ob man alle Menschen ohne Ariernachweis abschieben soll, dann würden die Menschen dafür stimmen.
Daher ist direkte Demokratie nicht immer problemlos mit dem Rechtsstaat vereinbar. Wir haben hier auch keine Kantone in relativer Autonomie, wo man jederzeit das Frauenwahlrecht einführen oder abschaffen kann. Deutschland ist anders organisiert als die Schweiz.
Mehr direkte Demokratie klingt aber erst einmal nicht schlecht, weil es mehr Teilhabe bedeutet und die Hürden für Volksabstimmungen und Volksentscheide in Deutschland i.m.h.o. zu hoch liegen.

Als nächstes wird sich ausgesprochen für Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und soziale Marktwirtschaft, das haben wir ja schon, weiter für Subsidarität. Tolles Wort, es bedeutet, dass jeder erst mal selber klar kommen muss und erst wenn er in der Gosse landet, wird ihm von der nächsthöheren Ebene aus geholfen. Das haben wir auch schon so, das Subsidaritätsprinzip ist Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft.
Dann kommt Föderalismus (haben wir schon), dann Familie und "die gelebte Tradition der deutschen Kultur." Also Döner, Pizza, Soljanka, Anzüge von Armani und Postämter, die von einem amerikanischen Konzern betrieben werden. Haben wir auch schon.
Wo ist denn jetzt hier die revolutionäre Alternative? Familie und Tradition sind ja Rückschritte, es ist also eine konservative Kontra-Revolution, die hier stattfinden soll.

"In der Tradition der beiden Revolutionen von 1848 und 1989 artikulieren wir mit unserem bürgerlichen Protest den Willen, die nationale Einheit in Freiheit zu vollenden und ein Europa souveräner demokratischer Staaten zu schaffen, die einander in Frieden, Selbstbestimmung und guter Nachbarschaft verbunden sind."
Hier wird so getan, als hätte es nur diese beiden Revolutionen gegeben, die von 1918 wird totgeschwiegen und die ganze Hitlersache - "Fliegenschiss der Geschichte" (Gauland) - natürlich auch.
Danach kommen wieder lauter Sachen, die wir schon haben. Nationale Einheit, wenn man von den Österreichern mal absieht, die partout nicht heim ins Reich wollen, und europäische Staaten, die miteinander klar kommen.
Also: Wozu soll dieser "bürgerliche Protest" gut sein?
Wir haben das alles doch schon und wie soll eine Rückkehr zu christlichen und konservativen Werten die zunehmende materielle, geistige und kulturelle Verarmung der unteren Schichten bekämpfen? Indem jene sich mit Gottvertrauen in ihr Underdog-Schicksal ergeben?

Freiheit und Demokratie sollen wieder herrschen, kommt als nächstes. Herrgott, Leute, das haben wir doch schon!
"Wir sind offen gegenüber der Welt, wollen aber Deutsche sein und bleiben."
Gut, seine Nationalität kann man heutzutage ja quasi frei wählen, also warum nicht Deutsche sein? Die Polen haben zwar die geileren Weiber, aber jedem das seine.
"Wir wollen die Würde des Menschen, die Familie mit Kindern, unsere abendländische christliche Kultur, unsere Sprache und Tradition in einem friedlichen, demokratischen und souveränen Nationalstaat des deutschen Volkes dauerhaft erhalten."
Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber: Das haben wir schon! Die Würde des Menschen ist per Grundgesetz unantastbar, Familien mit Kindern werden gefördert, jeder zweite Bundesbürger ist Christ und wir haben Religionsfreiheit. Auch ist Deutsch die Amtssprache und jeder darf so viel Bratwurst mit Kraut essen wie er will.

Die heutige Kultur dauerhaft zu erhalten für die nächsten tausend Jahre wird sich allerdings nicht umsetzen lassen, da mehr Menschen aus der Kirche austreten als eintreten und eine Kultur, als auch eine Sprache, sich entwickelt. Zur Zeit haben wir sehr viele Neologismen und Anglizismen, in 200 Jahren sieht die Sache vielleicht wieder anders aus.
Wenn wir Deutschen schon immer unsere Kultur so zwanghaft konserviert hätten, würden wir jetzt noch in den Wald scheißen, Grütze fressen, Odin anbeten, Menschen opfern und dänisch reden. Und es muss doch jeder einsehen, dass dänisch einfach albern klingt!

"Unsere Ziele werden Wirklichkeit, indem wir den Staat und seine Organe wieder in den Dienst der Bürger stellen."
Das klingt auch erst einmal gut, denn die Bürokratie hat sich wirklich verselbstständigt und der Staat wird von vielen als gegen den Bürger agierend wahrgenommen, besonders durch die Umverteilung von unten nach oben, die Abschaffung des Mittelstandes und behördliche Willkür. Aber - welche Ziele? Alles, was bisher genannt wurde, haben wir schon. Da brauche ich keine Revolution und keine Alternative. Da kann ich auch CDU wählen.
Ich möchte mir auch meinen Lebensstil nicht vorschreiben lassen, ich halte es mit dem Alten Fritzen, jeder nach seiner Fasson.
Wenn ich gerne mit einem schwulen, jüdischen Kenianer und seiner Schwester, die schon 13 vietnamesische Adoptivkinder hat, die alle Muslime sind, zusammenleben und englisch reden will, dann ist auch das mein gutes Recht. Auch diese Art von Familie gehört beschützt und gefördert. Und das ist ja schon so umgesetzt. Was genau soll diese Alternative denn nun sein?

Dass gewisse Veränderungen und Entwicklungen in der Bevölkerung im Deutschland des 21. Jahrhunderts, die inzwischen sogar von der CDU als gesellschaftliche Realität anerkannt werden, wieder abgeschafft werden sollen?
Dass ich keine Homo-Ehe, keine Religionsfreiheit und kein Recht mehr habe, andere germanische Dialekte, wie zum Beispiel englisch oder altisländisch, benutzen zu dürfen?
Das soll Deutschland retten? Ernsthaft?

Am Schluss der Präambel wird der Diensteid deutscher Beamter zitiert, der da lautet:
"Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“
Interessant zu wissen, aber - Relevanz? Gut, es gibt Lehrer, Soldaten, Polizisten und Bundeskanzler, die einen Amtseid ablegen müssen, nur, was hat das in der Präambel einer Partei verloren? Steht das dort, um uns weiszumachen, dass dieser Eid gebrochen wird? Muss ja so sein, aber wie kommt man auf die Idee? Wodurch wird dieser Eid denn gebrochen?

Das erfahren Sie in der nächsten Folge von "Warum die AfD Scheiße ist" auch nicht, dann zum Thema: "Demokratie und Grundwerte". Bleiben Sie uns gewogen und schalten Sie nächste Woche wieder Ihren Volksempfänger ein!
Eine Demokratie kann ein paar Nazis aushalten. Aber eine Diktatur kann keine Demokraten aushalten.
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Nachrichten in diesem Thema
Warum die AfD Scheiße ist - von Otto vonOtter - 30.09.2018, 04:14
RE: Warum die AfD Scheiße ist - von Anachron - 01.10.2018, 19:38
RE: Warum die AfD Scheiße ist - von Uwe Furse - 03.10.2018, 00:47

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