(21.05.2022, 08:58)Archetyp Jung schrieb: Wer tatsächlich die kommerziellen Dienste der Datenkraken, also deren Smartphones nebst Apps nutzt, dem ist nicht mehr zu helfen. Unterschreibt meinetwegen, aber wacht doch bitte auf und sagt endlich nein zu Microsoft, Apple, Alphabet, Meta und Konsorten! 
Ich rechne ja so ganz allmählich damit, daß die EU freie, unkommerzielle, dezentrale Onlinedienste, die nicht in den Händen von Konzernen liegen (z. B.
XMPP statt WhatsApp,
Mastodon statt Twitter, OpenSim statt Second Life), ebenso wie die dazugehörigen Apps direkt oder indirekt illegal macht, sobald sie rauskriegt, daß das existiert.
Nehmen wir als Beispiel mal Daniel Gultsch. Das ist der Entwickler von
Conversations, dem populärsten XMPP-Client für Android und damit wohl dem populärsten XMPP-Client überhaupt. Conversations ist übrigens 100%
quelloffen und steht unter einer freien Lizenz, der GNU GPLv3, kann also jederzeit geforkt werden.
Entweder erfährt die EU nie von XMPP und auch nicht von Conversations, und alles ist gut.
Oder die EU zwingt Gultsch dazu, eine Hintertür in den offenen Code von Conversations einzubauen, die natürlich auch Verschlüsselung wie OMEMO komplett umgeht. Wenn er das macht, gibt es ruckzuck einen Fork von Conversations, aus dem die Hintertür gleich wieder rausgebaut ist. Mit jedem Fork ohne Hintertür, den die EU zu stoppen versucht, gibt es zwei neue.
Oder die EU will nicht, daß die Funktionsweise der Hintertür bekannt wird, und zwingt Gultsch dazu, einen vorkompilierten proprietären Closed-Source-Binary-Blob in Conversations einzubauen. Die Folge wäre, daß Conversations nicht mehr zu 100% quelloffen wäre und nicht mehr über den alternativen Android-App-Store
F-Droid verteilt werden könnte. Auf F-Droid ist ausschließlich quelloffene Software zugelassen, auch weil F-Droid ähnlich wie Debian keine fertigen Binaries bezieht, sondern alles selbst aus dem Quellcode kompiliert. Die andere Folge wäre, daß es auch da wieder Forks geben wird, die den Binary Blob weder enthalten noch einbinden.
Oder die EU zwingt Gultsch tatsächlich dazu, unmöglich zu machen, daß die Hintertür entfernt wird. Sie zwingt ihn dazu, Conversations mit sofortiger Wirkung unter eine proprietäre, unfreie Lizenz zu stellen und das Quellcode-Repository auf Github zu löschen. Sie wird auch versuchen, ihn dazu zu zwingen, alle bisherigen Conversations-Versionen auf proprietär, unfrei und closed-source zu relizensieren, was meines Wissens überhaupt nicht geht. In diesem Fall wird Gultsch Conversations vermutlich gänzlich einstellen, die User auf weiterhin quelloffene Forks verweisen und die Community dazu aufrufen, von den immer noch quelloffenen Forks weitere Forks anzulegen.
Oder die EU geht noch weiter und erklärt XMPP als Ganzes EU-weit zum "Hackertool" bzw. all seine Nutzer als pädophil (der einzige Grund, das zu nutzen, ist doch wohl, um die Chatkontrolle zu umgehen, und wer nicht pädophil ist, hat das nicht nötig und kann auch WhatsApp benutzen) und somit für illegal.
Interessant wird es, wenn sie von
Matrix erfahren, einer anderen freien, dezentralen XMPP/Telegram/Threema/Signal-Alternative. Auch da sind die Serveranwendungen wie auch die allermeisten Clients (z. B.
Element) frei und quelloffen. Hintertüren sind schnell gefunden und schnell beseitigt.
Das wird deswegen interessant, weil auch europäische Armeen Matrix für ihre interne Kommunikation verwenden. Zum einen werden die sich das nicht verbieten lassen wollen, weil die EU eine Hetzjagd auf freie Messengers veranstaltet. Zum anderen werden die sich das auch nicht verwanzen lassen wollen. Und eine Hintertür, die morgen von der EU zur Jagd auf Pädophile genutzt wird, wird übermorgen von Putins und Xis Leuten genutzt, um NATO-Militärgeheimnisse auszuspionieren.